Wie zu viel Wasser gefährlich werden kann
Viel trinken ist gesund – insbesondere bei sommerlichen Temperaturen. Dass das aber auch „zu viel“ werden kann, zeigt die nicht ungefährliche Wasservergiftung beim Hund.
Eines gleich vorweg: Eine Wasservergiftung oder „Hyperhydration“ entsteht nicht einfach dadurch, dass Ihr Hund bei warmem Wetter oder nach einem langen Spaziergang beziehungsweise ausgiebigem Toben mehr als gewöhnlich trinkt! Die Wasservergiftung stellt sich in der Regel ausschließlich nach der Aufnahme übermäßig großer Wassermengen ein: etwa nach dem Schwimmen, nach längeren Apportierspielen im Wasser oder nach dem exzessiven Spiel mit dem Rasensprenger.
Was genau ist eine Wasservergiftung?
Je nach Wetter, Aktivität, Fütterung und weiteren Merkmalen sollte ein Hund täglich bis zu 70 ml Wasser pro kg Körpergewicht aufnehmen, in der Regel weniger. Für einen zarten 4 kg-Hund sind das maximal 280 ml – ein Schäferhund mit 35 kg kommt dagegen auf maximal rund 2,5 l täglich.
Werden diese Mengen um ein Vielfaches(!) überschritten, droht eine Wasservergiftung. Erste Symptome können etwa 20 bis 30 Minuten nach dem exzessiven Schlucken von Wasser auftreten. Zu ihnen zählen Mattheit, Erbrechen, ein aufgeblähter Bauch, starke Unruhe und ein vermehrtes Speicheln. Im weiteren Verlauf kann die Hyperhydration zu Koordinationsstörungen, Atembeschwerden, Krämpfen und Muskelzuckungen bis hin zur Bewusstlosigkeit führen.
Was passiert bei einer Wasservergiftung im Körper?
Eine zu hohe Wasserzufuhr bringt den Elektrolythaushalt des Hundes, also das Verhältnis von Wasser, Natrium, Kalium, Calcium und Magnesium, aus dem Gleichgewicht. Die Zellen, auch die für die Atmung wichtigen Lungenbläschen, lagern Wasser ein und schwellen an. Insbesondere im Schädel führt das zu einem Überdruck und neurologischen Störungen.
Gleichzeitig verringern die Nieren die Urinproduktion, um keine weiteren Elektrolyte durch Ausscheidung zu verlieren: Das überschüssige Wasser kann also nicht mehr selbstständig ausgeschieden werden. Paradoxerweise steigt jedoch oftmals das Durstgefühl immer weiter an.
Was können Sie tun?
Wenn Sie bei Ihrem Hund eine Wasservergiftung vermuten, sollten Sie unbedingt so schnell wie möglich einen Tierarzt aufsuchen! Bis dahin darf Ihr Hund nicht mehr trinken. Nach Möglichkeit können Sie ihm außerdem Salzstangen o. ä. als Erste Hilfe anbieten, um den Natriumhaushalt wieder aufzufüllen. Der Tierarztbesuch bleibt trotzdem unerlässlich: Im schlimmsten Fall können Hunde durch eine Hyperhydration innerhalb weniger Stunden versterben! Besondere Vorsicht gilt bei sehr kleinen sowie bei nierenkranken Hunden.
Wenn Sie über die Risiken informiert sind, können Sie eine Wasservergiftung bei Ihrem Hund meist recht einfach vermeiden: Hindern Sie ihn daran, übermäßig große Wassermengen zu trinken. Lassen Sie Ihren Vierbeiner nicht beliebig lange schwimmen oder im/am Wasser spielen, sondern begrenzen Sie die „Wasser-Zeit“ auf ein vernünftiges Maß. Motivieren Sie ihn außerdem nicht dazu, (mehrfach) nach Gegenständen zu tauchen.
Mit diesen einfachen Tipps steht dem gemeinsamen Tag am See, Meer oder Fluss nichts im Wege: Genießen Sie den Sommer und bleiben Sie gesund!
Ihr Team der Tierarztpraxis Dr. Marianne Nieder